Wie ist der Stand beim Gedenkort zum deutschen Kolonialismus in Jenfeld und beim gesamtstädtischen dekolonisierenden Erinnerungskonzept?
Der Hamburger Stadtteil Jenfeld mit der Lettow-Vorbeck-Kaserne und dem dort befindlichen Schutztruppen-Ehrenmal sowie dem Askari-Relief bieten großes Potenzial, die deutsche Geschichte mit dem Leiden der kolonialisierten Völker zu verknüpfen.
Ab 1999 gab es Bestrebungen das Askari-Denkmal, unter dem Arbeitstitel „Tansania-Park“, zu einem Ort deutsch-tansanischer Verständigung zu machen.
Ein 2002 berufenes „Kuratorium“ konnte sich nicht auf eine Konzeption einigen. Ein durch die Bezirksversammlung Wandsbek eingesetzter überparteilicher Beirat sollte ehrenamtlich einen Vorschlag zu einer angemessenen fachlichen und didaktischen Gestaltung einer Gedenkstätte erarbeiten und präsentierte Ende 2012 einen Textentwurf für entsprechende Gedenktafeln sowie eine Dokumentation mit Erklärungs- und Quellentexten, weiterführenden Verweisen und kontroversen Arbeitsfragen im Sinne einer multiperspektivischen Sicht. Der Vorschlag des Beirates für den Namen des Gedenkortes lautete:
„Gedenkort Deutscher Kolonialismus in Afrika – Geschichtsgarten Deutschland – Tansania“
In seiner Mitteilung an die Bürgerschaft (Drs. 20/12383 vom 8.7.2014) stellte der Senat dar, welche Maßnahmen er beabsichtigte. Für Jenfeld kündigt der Senat im Einvernehmen mit Beiratsmitgliedern an, dass die Behörde für Kultur und Medien Aufträge für die Weiterarbeit für Jenfeld vergeben werde, die die
Arbeit des Beirats ergänzen und verdichten können. Auf dieser Grundlage zur Kontextualisierung der Denkmäler in Jenfeld werde der Senat Informationstafeln aufstellen und bis 2021 die Finanzierung für den Unterhalt und die gärtnerische Pflege des Parks sichern.
Am 29.11.2017 hat die Behörde für Kultur und Medien mit einer großen Auftaktveranstaltung mit der Begründung eines „Runden Tisches“ einen neuen Beteiligungsprozess mit neuer Zielsetzung zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes in Gang gesetzt.
Um den notwendigen Perspektivwechsel bei der Entwicklung eines dekolonisierenden gesamtstädtischen Erinnerungskonzeptes sicherzustellen, hat der Senator der Behörde für Kultur und Medien 2019 den Beirat zur Dekolonisierung Hamburgs berufen. Der Beirat ist interdisziplinär mit engagierten Expertinnen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Kultur, Bildung, Kunst, Medien, 2 Drucksache 22/10841 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 22. Wahlperiode Soziales, Wirtschaft und Verwaltung besetzt, die mehrheitlich einen migrantisch-diasporischen BIPoC-Hintergrund (Black Indigenes/People of Colour) haben.
Die Erarbeitung eines gesamtstädtischen Erinnerungsprozesses scheint erheblich im Rückstand zu sein. Das zeigen mehrere Schriftliche Kleine Anfragen seit 2014. Es besteht Anlass zur Sorge, dass durch eine jetzt laufende lang andauernde Grundsatzdiskussion dringend notwendige Bildungsprojekte
noch länger nicht umgesetzt werden.
Zum Thema „Wie ist der Stand beim Gedenkort zum deutschen Kolonialismus in Jenfeld und beim gesamtstädtischen dekolonisierenden Erinnerungskonzept?“ hat Eckard Graage eine Anfrage gestellt.
Durch Anklicken gelangen Sie zur Antwort auf die Anfrage (Drucksache 22/10841)